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AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 22.01.2008


Tu be Schewat. Neujahr der Bäume
AVIVA-Redaktion

Am 22. Januar 2008, dem 15. Schewat des jüdischen Kalenders, findet das jüdische Neujahrsfest der Bäume statt. Mehr zum historischen Hintergrund und den Riten des Gedenktages.




Im jüdischen Leben gibt es einige Festtage, die nicht auf die Thora zurückgehen. Tu be Schewat ist einer davon. Sein Ursprung liegt im Talmud, denn im Traktat Rosch ha Schana des Talmud Bavli wird Tu be Schewat als eines von vier Neujahrsfesten aufgezählt.

Der hebräische Name des Festtages heißt übersetzt 15. Schewat. "Tu" ist ein Akrostichon aus den hebräischen Buchstaben tet und waw, die zusammen den Zahlenwert 15 besitzen. Schewat ist der Name des Monats, in den diese Feierlichkeit fällt.

Dieser Gedenktag hat verschiedene Bedeutungen. Die Thora forderte die Bauern auf, den zehnten Teil ihrer jährlichen Obsternte als Opfer in den Tempel zu bringen, und an Tu be Schewat begann das Jahr für die Berechnung der Abgabe.
Das Volk betrachtete den 15. Schwat jedoch auch als "Gerichtstag der Bäume", also als einen Tag an dem über die Bäume ein Urteil gesprochen wird - wie an Pessach das Getreide gerichtet wird, an Schawuot die Baumfrüchte und an Rosch ha Schana die Menschen.
Tu be Schewat symbolisiert ebenfalls den Wechsel von Jahreszeiten. Schewat, der elfte Monat des jüdischen Kalenders, fällt in die Regenzeit. Am 15., dem Datum des Festes, sind die ersten Regentage bereits vorbei und der Boden hat neue Wachstumskräfte erhalten, die Bäume schlagen erneut aus. Rabbi Elieser berichtet im Talmud (Taanit 26:2), dass am 15. Aw, dem 5. Monat, die Kraft der Sonne schwächer wird und am 15.Schwat die Kraft der Sonne wieder zunimmt und sich somit der wärmere Jahresabschnitt ankündigt.

Es ist Brauch, viele unterschiedliche Sorten von Früchten auf den Tisch zu bringen - in der aschkenasischen Tradition mussten es mindestens 15 verschiedene sein. Dazu zählen die sieben traditionellen Arten aus Israel (Schiva haminim): Korn, Gerste, Trauben, Granatäpfel, Feigen, Datteln und Oliven sowie die Frucht des Johannisbrotbaumes, der zu der Zeit der Stiftung des Festes sehr häufig war, und die des Mandelbaumes, der in der Mitte des Monats Schewat in voller Blüte steht und durch diese Pracht eindrucksvoll das Ende des Winters anzeigt. Je seltener, schöner und zahlreicher das zusammengetragene Obst ist, desto besser. Man sollte eine Frucht verspeisen, die man im laufenden Jahr noch nicht gegessen hat, um Schehechejanu sagen zu können. Vor dem rituellen Mahl, dessen Bestandteile meist ausschließlich aus pflanzlichen Produkten bestehen und das damit an die Speisegewohnheiten im Garten Eden anknüpft, wird eine Liturgie mit Auszügen aus der biblischen und nachbiblischen Literatur gesprochen, die sich auf Bäume und Früchte beziehen. Ansonsten gibt es für diesen Gedenktag kein besonderes Gebet und es herrscht kein Arbeitsverbot, es denn, Tu be Schewat fällt auf einen Schabbat.

Während der abendlichen Zeremonie, dem Tu be Schewat-Seder werden vier Becher Wein getrunken. Der Seder, was nach der Reihenfolge der rituellen Handlungen übersetzt "Ordnung" heißt, ist dem Seder von Pessach nachgestaltet und wurde von den Kabbalisten in Safed im 16. Jahrhundert entwickelt. Das erste Glas enthält ausschließlich Weißwein und stellt Schnee sowie fahles Mondlicht, das in den kalten Winternächten sichtbar ist, dar. In dem zweiten befindet sich ein Gemisch aus Weiß- und Rotwein, wobei der Anteil des letzteren überwiegt und damit das Erwachen der Kreaturen vom Winterschlaf symbolisiert. In den dritten Becher wird nur noch wenig Weißwein gegeben und in den vierten gar nicht mehr, da der Rotwein für das starke Licht der Sonne steht.

Es ist Brauch geworden, sich am 15. Schewat gegenseitig kleine Blumentöpfe mit Pflanzensamen zu schenken und einen Baum zu pflanzen.
Keren Kayemet (KKL)
, die größte Naturschutzorganisation Israels, setzte sich anlässlich von Tu be Schewat im vergangenen Jahr das Ziel, eine Million neue Setzlinge zu pflanzen. Unterstützung erhielten die FörsterInnen des Jüdischen Nationalfonds von zahlreichen Schulklassen, Jugendbewegungen und SoldatInnen. Auch in der Diaspora können Bäume gepflanzt werden, doch bei vielen Juden, die nicht in Israel leben, ist es üblich, stattdessen Geld für die Anpflanzung von Bäumen in Israel zu spenden.


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Beitrag vom 22.01.2008

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